Argumente

für den Volksantrag „G9-Verbesserungs-Gesetz“ vom 03.12.2024

Baden-Württemberg führt in Folge des ersten G9-Volksantrags das neunjährige Gymnasium (G9) zum Schuljahr 2025/26 für alle Kinder, die aktuell in Klasse 5 und jünger sind, wieder ein. Leider alles andere als gelungen!

Wir fordern daher in unserem Volksantrag G9-Verbesserungsgesetz: 

  • G9-Wahlmöglichkeit für die derzeitigen Gymnasialklassen 6-9 
  • Verbesserungen für Neues G92. Fremdsprache ab Klasse 7 (in ersten Jahren 4-stündig) und
  • analog dazu Profilfach ab Klasse 9
  • Erhalt von IMP und damit auch von NWT

Wir brauchen für den Volksantrag möglichst schnell 40.000 Unterschriften in Papierform! Dann muss der Landtag zwingend über den Volksantrag beraten und abstimmen. Damit werden Verbesserungen für unsere Schülerinnen und Schüler wahrscheinlich.

Daher: Wichtig: Nehmt am Volksantrag in Papierform teil! Ladet hierfür das Formblatt von g9-jetzt-bw.de herunter, druckt es aus und schickt es uns ausgefüllt im Original per Post an unsere Sammelstelle nach Ravensburg, am besten zusammen mit weiteren Formblättern von Familie, Freunden und Nachbarn. Teilnehmen dürfen alle ab 16 Jahren, die bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg wahlberechtigt sind. 

Wenn ihr euch zusammen mit anderen Eltern und Lehrern für unseren Volksantrag und Verbesserungen am Gymnasium engagieren wollt, meldet euch gerne unter kontakt@g9-jetzt-bw.de. Gerne könnt ihr bei uns auch eine größere Menge Formblätter für Unterschriftensammlungen bestellen. 

Weitere Informationen und auch den Gesetzestext des Volksantrags findet ihr auf unserer Homepage unter g9-jetzt-bw.de. Vielen Dank für eure Unterstützung! 

Begründung

Warum ist unsere Forderung wichtig?

  • Die aktuellen Gymnasialklassen 6-9, die während der Corona-Zeit von massiven Schulschließungen betroffen waren [1] und nachweislich auch heute noch Lernlücken [2] und eine erhöhte psychische Belastung [3,4] haben, werden komplett vergessen und sollen noch das G8 absolvieren. Und das, obwohl uns andere Bundesländer wie z.B. Niedersachsen bei ihrer G9-Umstellung vorgemacht haben, dass man auch diesen Kindern ein G9-Angebot machen könnte. 
  • Der Beginn der 2. Fremdsprache ist im Neuen G9 in Klasse 6 geblieben und wurde nicht wie von der Vereinigung der Französischlehrerinnen und -lehrer und auch vom Philologenverband Baden-Württemberg gefordert wieder in Klasse 7 verschoben [5]. Zudem hat die 2. Fremdsprache im Vergleich zum G8 keine einzige Stunde dazubekommen und ist bei 18 Stunden geblieben (Vergleich zum alten G9: 20 Stunden; aktuell in Bayern: 21 Stunden). Dadurch ist der Unterricht, der sich nun über ein Schuljahr mehr erstreckt, durchgängig nur noch dreistündig, was nach Ansicht von Sprachpädagogen keinen sinnvollen und effektiven Sprachanfangsunterricht ermöglicht. 
  • Sowohl das Profilfach NWT (Naturwissenschaft und Technik) als auch das Profilfach IMP (Informatik, Mathematik, Physik) werden im Neuen G9 abgeschafft. Stattdessen soll es im Neuen G9 nur noch das Fach NIT (Naturwissenschaft, Informatik, Technik) geben. Damit ist keine passgenaue Förderung von jungen Talenten im MINT-Bereich mehr möglich
Gängige Gegenargumente zu unserem Volksantrag – und unsere Antwort darauf:
Die G8-Klassen auf G9 umzustellen bringt jetzt nicht mehr, weil es zu spät kommt.
  • Da die Politik immer wieder auf Zeit gespielt hat, sind tatsächlich viele Jahrgänge „verloren“. Das ist bitter.
  • Aber: So lange es die Möglichkeit gibt, Abhilfe zu schaffen, sollten wir Eltern dafür kämpfen – auch aus Solidarität und als Zeichen, dass sich Eltern nicht spalten lassen.
  • Der Volksantrag ist dafür da, dass über diese Jahrgänge geredet wird. Vielleicht findet man dann auch für die höheren Jahrgänge noch Lösungen, z.B. ähnlich wie bei den sogenannten „Corona-Abiturjahrgängen“. Daher gilt: Wenn alle, die es prinzipiell ärgert, was hier passiert ist, schnell unterschreiben oder ein bisschen sammeln, dann kann auch schnell geredet werden. Es liegt in der Hand aller Eltern, Großeltern und Bürger da draußen.
  • Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
  • Jede einzelne Stimme zeigt, dass es NICHT EGAL ist! Deshalb sollten möglichst viele Menschen ihre Stimme erheben.
Wir haben gar nicht die Lehrer, um noch weiteren Schülern G9 anzubieten.
  • Es ist eigentlich das Gegenteil der Fall. Die Umstellung auf G9 setzt direkt Ressourcen frei. Diese könnten den Schulen zugutekommen.
  • Für den mittelfristigen Bedarf hat sich die G9-Initiative intensiv Gedanken gemacht und hat Bedingungen definiert, um den Ressourcenbedarf minimal zu halten sowie Berechnungen nach Szenarien angestellt. Diese zeigen: Viele der Szenarien sind möglich. Außerdem muss man früher wieder Referendare einstellen. Stand jetzt werden jahrelang fast keine Referendare eingestellt – dies befeuert den Lehrkräftemangel von morgen.
  • Durch die Umstellung auf G9 werden pro Schuljahr Stunden „frei“. Daher benötigt man in den ersten Jahren keine neuen Lehrer. Klar ist auch: 100% der Schüler der Klassen 6 bis 9 können mit den vorhandenen Lehrkräften nicht umgestellt werden. Als erste Aktion fordert der Volksantrag eine Abfrage, um den tatsächlichen Bedarf zu ermitteln. Davon ausgehend können ressourcen-optimale regionale Lösungen gefunden werden. Details dazu im Gesetzentwurf (Quelle).
Für G9 hat man nicht die Räume.
  • Antwort: Es dauert noch Jahre, bis der erste Jahrgang mit zeitlicher Streckung in die 13te Klasse kommt. Bis dahin kann die räumliche Situation vor Ort evaluiert werden. Statistisch gesehen gibt es heute weniger Gymnasiasten als vor 13 Jahren. Die regionale Verteilung ist aber unterschiedlich. Ein geschicktes Raumkonzept kann ebenfalls Entlastung bringen. Viele G9-Modellschulen haben es vorgemacht, die überdimensional gewachsen sind. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Lieber G9 im Container als G8 im schicken Neubau.
Die zeitliche Streckung macht für die höheren Klassen überhaupt keinen Sinn.
  • Das soll ja die Abfrage ergeben. Wir rechnen damit, dass von den Neuntklässlern nicht mehr so viele die zeitliche Streckung wünschen, aber doch einige. Für diese könnten Angebote z.B. an größeren Schulen geschaffen werden. Sie wären eine weitere Alternative zu den beruflichen Gymnasien.
Die Schulleitungen finden eure Forderungen auch nicht gut.
  • Dies ist individuell sehr verschieden. Statistisch belastbare Zahlen können wir nicht liefern. Doch wir hatten Gespräche mit Schulleitern, die kein Problem mit unserer Forderung haben oder sogar sie aktiv begrüßen würden. Die Frage ist: Wenn es für einige okay ist, warum soll es dann für andere so schwer sein?
  • Generell haben Schulleitungen einen anderen Fokus als Eltern. Sie sehen die Herausforderungen des Schulalltags, des Stundenplan-Machens, das Thema Handy und Social Media etc. Das macht aber unsere Eltern-Sicht nicht weniger wahr oder wertvoll. Wie immer kann es darum gehen, im Dialog eine Lösung zu finden, von der alle etwas haben. Dass dies möglih ist, davon sind wir überzeugt.
  • Vereinzelte Aussagen von Lehrern, die selbst keine betroffenen Kinder haben, wie: „G8 hat immer einwandfrei funktioniert!“ verkennen die Lebenswirklichkeit in vielen Familien. Denn die Performance in der Schule wird oft zu einem hohen Preis erkauft.
Ihr könnt nicht mit „Corona-Schüler“ argumentieren und ein „Aufholjahr“ fordern – dann müsste man das den anderen Schularten auch zugutekommen lassen. (LEB)
  • Antwort: Eigentlich hätte man sich ehrlich machen müssen und allen Schülern aller Schularten dieses verlorene Jahr (Quelle: OECD) zurückgeben müssen. Dies wurde nicht getan. Wir fordern für die G8-Schüler kein Aufholjahr, sondern nur eine Gleichbehandlung mit ihren Altersgenossen: Sie sollen nicht mehr Unterricht haben als sie, sie sollen nicht mehr Hausaufgaben haben als sie. Wäre das gegeben, wäre alles gut. Leider fordert die KMK aber die 265 Stunden bis zum Abitur. Dadurch benötigt man leider ein Jahr mehr.
Das Thema ist für die Politik durch, und Verbände unterstützen das Anliegen auch nicht.
  • Deshalb sind wir eine Eltern-Initiative. Die Politik erkennt nicht alles, was das G8 mit sich bringt. Wie schon beim ersten Volksantrag ist es an uns gelegen, dies sichtbar zu machen.
  • Ob das Thema durch ist, wird das Quorum entscheiden. Wenn wir es nicht bekommen, dann war es das mit einer – wie auch immer gearteten – Lösung für alle Schüler, die noch unter Schulschließungen zu leiden hatten. Und die G9-Verbesserungen wie ein Verschieben der 2. Fremdsprache in Klasse 7 – FÜR ALLE SCHULARTEN – sind dann auch auf viele Jahre hinaus vom Tisch.
  • Oft kommt Zuspruch erst dann, wenn sich ein Erfolg abzeichnet. Garantiert ist dieser keinem. Aber jeder kann sich fragen: Möchte ich ein Zeichen gegen diesen Zynismus setzen? Unterschreibe ich auch aus Solidarität – obwohl es für mein Kind zu spät kommt oder obwohl mein Kind dank jahrelangen Kampfes jetzt G9 bekommt? Wenn diese Solidarität nicht funktioniert, hat die Politik leichtes Spiel.
  • Die Politik hat es gut verstanden, viele Protagonisten im Bildungsbereich gegeneinander auszuspielen: Lehrer gegen Eltern, Schulart gegen Schulart („nicht immer nur an die Gymnasiasten denken“) und zuletzt: Elterngenerationen gegen Elterngenerationen. Mit diesem Volksantrag wollten wir – es mag naiv klingen – zeigen, dass dies nicht funktioniert!
  • Wenn es doch funktioniert, wird es in Zukunft noch schwerer, für Elterninitiativen jeglicher Art, etwas zu erreichen. Denn Eltern einer gewissen Generation (ob Kita, Kindergarten, Grundschule oder weiterführender Schule) ist man nur für eine begrenzte Zeit. Bis man merkt, dass etwas schiefläuft und versucht, etwas zu unternehmen, hat das eigene Kind oft nichts mehr davon. Wenn es dann noch so läuft wie beim letzten Volksantrag, dass hart zwischen Jahrgängen getrennt wird und dies folgenlos bleibt, dann wird es in Zukunft noch schwieriger.
Man kann nicht immer an die Gymnasien denken, sondern muss auch an andere Schularten denken.
  • Antwort: Psychisches Leid von Kindern und Jugendlichen lässt sich nicht gegeneinander ausspielen. Es ist immer gleich viel Wert, wenn man menschlich denkt. Psychische Belastungen speisen sich immer aus mehreren Quellen. Gegen jede einzelne sollte etwas unternommen werden. Der Zeitdruck am G8 ist jedoch ein unnötiger Druck, der durch das System selbst kommt und der sehr einfach genommen werden könnte.
G8 ist internationaler Standard. (Winfried Kretschmann)
  • Antwort: Richtig. Und wären die Rahmenbedingungen andere, wäre G8 auch kein Problem. Andere (Bundes-)Länder fordern nicht diese Mindeststundenanzahl von 265, die Stoffmenge in Breite und Tiefe ist nicht vergleichbar. Auch viele Absolventen im Ausland benötigen ein Gap Year, um sich zu finden, oder Preparation Courses, um ein Studium aufnehmen zu können. Wenn man ein G8 haben will, muss man Rahmenbedingungen in Deutschland ändern – und zwar bei den Vorgaben der KMK bzgl. Bildungsplänen, Zentralabitur und Mindeststunden. Solange dies nicht erfolgt, bleibt uns nur, „G9“ zu fordern.
  • Noch ein Jahr länger vom falschen bringt nichts./G8 ist nicht das Problem, und G9 ist nicht die Lösung
  • Antwort: Unzweifelhaft krankt unser Schulsystem an vielen Ecken und Enden. Manche Rahmenbedingungen hängen auch sehr von der jeweiligen Schule oder Lehrkraft ab. Nur fallen sämtliche Missstände in einem G8 noch stärker auf als in G9, da G9 einige Dinge einfach „verzeiht“.
  • Dass man die jetzigen Missstände hervorhebt, um zu beweisen, dass G9 nicht die Lösung sei, ohne sie – auch für die jetzigen Schüler – nachhaltig zu verbessern, ist purer Zynismus.
  • Dass man den G8-Schülern sagt, man meine es ja quasi nur gut mit ihnen, dass man ihnen das G9 der Modellschulen vorenthalte und ihnen lieber das G8 angedeihen lasse, ist ebenfalls sehr traurig zu lesen.
  • G9 ist nicht alles, aber ohne G9 ist alles nichts.
G8 kann man schaffen, und wer es nicht schafft, gehört nicht auf’s Gymnasium/G9 fordern nur die überehrgeizigen Eltern, deren Kind sonst das Gymnasium nicht schafft.
  • Antwort: Gerade diese Eltern sind eher selten aktiv für den Volksantrag. Sie liebäugeln am ehesten mit einem Abgang auf eine andere Schulart. Aktiv sind Eltern von guten bis sehr guten Schülern, welche gestresst sind, aber gute bis sehr gute Noten haben und nicht auf eine andere Schulart wechseln möchten. Sie möchten lediglich etwas „Luft zum Atmen“. Und: Viel zu viele Schüler sind belastet. Sie alle würden von einer zeitlichen Streckung profitieren. Abgänge auf andere Schularten zum jetzigen Zeitpunkt und im großen Stil sind unrealistisch.
G9 kann man doch auch auf anderen Schulen machen.
  • Antwort: Jein. Nur wenige Gemeinschaftsschulen bieten momentan eine gymnasiale Oberstufe an. Realschulen bieten den mittleren Bildungsabschluss an. Man benötigt also ein Berufliches Gymnasium für die letzten 3 Jahre.
  • Es ist sehr gut, dass es die beruflichen Gymnasien gibt – sie leisten tolle Arbeit und sind für viele Schüler eine geliebte Alternative. Allerdings wird nicht jeder G8-Schüler dort glücklich werden, je nachdem, wo seine eigenen Neigungen liegen, welche Angebote es gerade gibt und wo er einen Platz bekommt.
  • Absolventen anderer Schulen haben logischerweise Vorrang. Eine Garantie auf einen Wechsel auf das Wunsch-BG gibt es nicht. Daher sollte eine G9-Option auch an genügend allgemeinbildenden Gymnasien angeboten werden.
  • Wir denken, dass es weitere Angebote im Sinne der G9-Modellschulen braucht, um den Druck etwas aufzufangen. Flächendeckend dies zu fordern, wäre allerdings unrealistisch.
Wir haben doch schon die G9-Modellschulen, in jedem Landkreis ist eine. Damit ist die Wahlfreiheit sichergestellt.

  • Leider reicht das schon lange nicht mehr aus. Außerdem sind manche G9-Modellschulen zu weit entfernt. Es braucht etwas mehr Angebote. Das würde den größten Druck rausnehmen. Daher fordern wir genau dies.
Immer wird nur über die Gymnasiasten geredet. Dabei sind die sowieso schon privilegiert.
  • Ja, viele Gymnasiasten kommen aus bildungsnahen und gut situierten Elternhäusern. Allerdings nicht all.
  • Auch für die anderen geht es um mehr als um die „Kirsche auf der Sahnetorte“: Es geht nicht darum, dass es diesen Kindern, denen es doch „eh schon gut geht“, noch ein zusätzliches Goodie zu geben. Es geht vielmehr darum, das Leid zu lindern, das der Zeitdruck mit vielen von ihnen macht. Denn nur G8-Schüler haben so viele Wochenstunden und so eine hohe Stoffdichte. Warum dürfen wir Eltern nicht dafür kämpfen, dass hier Gerechtigkeit einkehrt? Oder warum wird dies zwar den künftigen Jahrgängen zugestanden, aber nicht den jetzigen? Wofür sollen sie denn noch bestraft werden – nach der Corona-Schulzeit? Diesen Frust verspüren viele Familien. Doch viele schimpfen weiter, statt den Volksantrag zu unterschreiben. Aber nicht, weil die Situation gut ist.

Unser YouTube Erklär-Video zum Volksantrag
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