Zumeldung von G9 jetzt! BW zur Meldung „Bewegung tut Not” des Vereins für Gemeinschaftsschulen


Hier tut Erklärung Not!


Eigentlich dürfte das Engagement für das Wohl und die Bildung unserer Schüler doch als etwas grundsätzlich Positives gesehen werden. Dass der Verein für Gemeinschaftsschulen – wer hier auch immer der ungenannte Autor sein mag – in seiner aktuellen Pressemitteilung zum Start des Volksantrags für G9 den mehr als 5-jährigen ehrenamtlichen Einsatz für Gymnasiasten in Baden-Württemberg als elitäre Energieverschwendung gutsituierter Gymnasial-Eltern hinstellt, ist daher schon etwas verwunderlich. Muss man sich Sorgen machen, dass die Anhänger der Gemeinschaftsschule gar nicht so tolerant sind, wie sie vorgeben?
Zumindest scheinbar nicht gegenüber Schülern und Eltern, die aus Ihrer Sicht die “falsche” Schulart gewählt haben.

Warum reagiert man hier so heftig, misst mit zweierlei Maß, attackiert so laut – und wirft dies im Gegenzug auch noch der anderen Seite vor?

Wahrscheinlich hat sich die “GMS-Community“ lediglich gemeinschaftlich etwas verrannt oder auch die Ziele der G9-Initiative in selbstverständlich gutgemeintem pädagogischen Eifer nicht vollumfänglich verstanden.
Gerne sind wir bereit, diese etwas unglücklichen Missverständnisse auszuräumen und auch einige Fragen zu stellen – hierfür wird es höchste Zeit:

Die Initiative G9 jetzt! BW möchte mit ihrem Volksantrag pro G9 im Gymnasium nicht die “Zielgruppe der Lernenden deutlich erweitern” oder sogar “Schule für alle” werden – wie der Autor schreibt, sondern sie fordert schlichtweg das eine Jahr zurück, das den Gymnasiasten vor 18 Jahren weggenommen wurde – mit vielen negativen Auswirkungen auf die Entwicklung und die Bildung der meisten Kinder am Gymnasium. Eine Abnahme der Chancengerechtigkeit gehört auch zu den traurigen Folgen von G8.

Ganz genau so – nämlich für G9 – entschieden in den letzten Jahren übrigens alle anderen westdeutschen Flächenländer.

Das Gymnasium verspricht eine vertiefte Allgemeinbildung, diese dort auch zu erlangen, ist wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches Universitätsstudium – selbstverständlich für Abiturienten jeglicher Herkunft, denn die kognitiven Fähigkeiten unserer Kinder sind nicht abhängig vom Geldbeutel der Eltern. Fast schon diskriminierend erscheint uns diese schlichte Vereinfachung, erfindet sie eigentlich erst eine Ständegesellschaft der Intelligenz, die so nicht existiert und von uns niemals gewünscht war. 

Weist doch gerade Bayern mit seinem traditionell gegliederten Schulsystem (und mit verbindlicher Grundschulempfehlung) mit die höchste Resilienz bezüglich der sozialen Herkunft auf.

Auch wir möchten, dass alle Kinder eine individuelle Bildung erhalten, denn nichts ist ungerechter, als Ungleiche gleich zu behandeln oder frustrierender, als immer am wenigsten von allen zu können oder auch auf alle anderen warten zu müssen. Daher wünschen wir uns die Möglichkeit, als Eltern die passende Schulart für unsere Kinder und für unser favorisiertes berufliches Familienmodell frei wählen zu dürfen. Auch wenn Gemeinschaftsschulbefürworter das vielleicht “retro” finden.

Warum können Gemeinschaftsschulen und G9-Gymnasien eigentlich nicht in friedlicher Koexistenz nebeneinander leben, sich weiterentwickeln, durch überzeugende Pädagogik das Vertrauen der Eltern gewinnen und sogar voneinander lernen? 

Wieso sollte kein Geld für die Rückabwicklung des bundesweit krachend gescheiterten G8 vorhanden sein, jedoch für die Einrichtung einer zusätzlichen Struktur in Form der gymnasialen Oberstufe an den Gemeinschaftsschulen, der neben einer zuverlässigen Validierung zudem noch die breite elterliche Akzeptanz fehlt?

Übrigens steht das G in G9 für Gymnasium – ein G9 kann es daher gar nicht an anderen Schularten geben.

Hier sollte man auf eine korrekte Bezeichnung achten, um Eltern nicht in die Irre zu führen.

Wir Eltern aller Schularten machen uns Sorgen, dass der aktuell eingeschlagene ideologische Kurs der baden-württembergischen Bildungspolitik nicht nur zu einem weiteren Abstieg im bundesweiten Bildungsranking führt.

Wir haben sogar Angst vor einer massiven Abnahme der Chancengerechtigkeit. Nämlich gerade dann, wenn eine gute Bildung nicht mehr leistungsgerecht und gratis an staatlichen Schulen angeboten wird, sondern nur noch an kostenpflichtigen Privatschulen. Wir sind leider bereits auf dem besten Wege dorthin….

Anja Plesch-Krubner und Corinna Fellner
für G9 jetzt! BW